Inhalt
Aktueller Stand: Wer bewirbt sich um den ESC 2026?
Der ORF hat die Bewerbungsphase für interessierte Städte und Gemeinden bis zum 4. Juli 2025 geöffnet. Mehrere österreichische Städte haben bereits ihr Interesse bekundet, darunter Wien, Innsbruck, Wels/Linz, St. Pölten und Oberwart. Aus der Steiermark haben sich Graz und Premstätten ins Gespräch gebracht. Tourismusexperten sehen Graz dabei als einen der Favoriten.
Oliver Fritz vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) betont: „Graz bietet ein gutes touristisches Produkt, ist aber international noch relativ unbekannt. Diese Kombination könnte die Werbewirkung für die Stadt maximieren.“
Was muss eine ESC-Gastgeberstadt bieten?
Kernkriterien für ESC-Austragungsorte:
- Veranstaltungsarena mit Platz für rund 10.000 Zuschauer
- Technische Ausstattung für internationale Live-Übertragungen
- Verfügbarkeit der Location für mindestens acht Wochen
- Ausreichende Hotelkapazitäten für Delegationen, Medien und Fans
- Gute internationale Verkehrsanbindung
- Erfahrung mit Großveranstaltungen
Mögliche Austragungsorte in der Steiermark
Stadthalle Graz
Die Stadthalle ist die größte Indoor-Location in Graz mit zentraler Lage und bewährter Infrastruktur. Obwohl sie kleiner als andere Optionen ist, punktet sie mit guter Erreichbarkeit und vorhandenen Einrichtungen.
Schwarzl Freizeitzentrum
Das Schwarzl Freizeitzentrum in Premstätten gilt als Top-Kandidat. Eventveranstalter Klaus Leutgeb schlägt vor, hier ein Fan Village sowie Viewing-Areas für bis zu 50.000 Besucher einzurichten.
Temporäre Arena
Eine eigens für den ESC errichtete temporäre Halle wäre eine weitere Option. Dies würde eine perfekte Anpassung an die Anforderungen ermöglichen, erfordert aber höhere Investitionen.
Österreich als ESC-Gastgeber: Ein Blick in die Geschichte
Österreich war bereits zweimal Gastgeber des Eurovision Song Contest – beide Male in Wien. 1967 nach dem Sieg von Udo Jürgens und 2015 nach dem triumphalen Erfolg von Conchita Wurst. Der ESC 2026 wäre somit die dritte Austragung in Österreich, aber möglicherweise die erste außerhalb von Wien.
Die Veranstaltung 2015 in der Wiener Stadthalle gilt als großer Erfolg und könnte als Blaupause für 2026 dienen. Damals kamen rund 40.000 internationale Besucher nach Wien, und die TV-Show erreichte über 200 Millionen Zuschauer weltweit.
Herausforderungen für die Steiermark als Gastgeber
Chancen
- Internationale Sichtbarkeit für die Steiermark
- Langfristiger Tourismusschub
- Infrastrukturverbesserungen
- Kultureller Austausch
- Wirtschaftliche Impulse für lokale Betriebe
Herausforderungen
- Hohe Kosten (geschätzt 25-35 Mio. Euro)
- Begrenzte Hotelkapazitäten
- Verkehrsinfrastruktur
- Sicherheitsanforderungen
- Aktuelle Budgetrestriktionen
Eine der größten Herausforderungen für Graz und die Steiermark sind die begrenzten Hotelkapazitäten. Mit rund 4.500 Hotelzimmern im Stadtgebiet könnte es eng werden, wenn 30.000 oder mehr Besucher erwartet werden. Bereits jetzt sind die Preise für ein Hotelzimmer beim ESC im Mai 2026 stark gestiegen – teils auf das Fünffache der üblichen Raten.
Verkehr und Infrastruktur: Ist die Steiermark bereit?
Die Verkehrsinfrastruktur ist ein weiterer kritischer Punkt. Der Flughafen Graz mit seinen rund 40 täglichen Flügen müsste für den ESC deutlich aufgestockt werden. Ein Vorteil ist die Nähe zu Wien – mit nur 2,5 Stunden Zugfahrt könnten zusätzliche Bahnverbindungen und ein möglicher „Eurovision Express“ die Anreise erleichtern.
Für das lokale Verkehrsnetz wären verstärkte Straßenbahn- und Busverbindungen sowie spezielle Shuttle-Dienste zwischen Veranstaltungsorten und Unterkünften erforderlich. Besonders wenn das Schwarzl Freizeitzentrum in Premstätten zum Austragungsort würde, müsste ein ausgeklügeltes Transportkonzept entwickelt werden.
Mehr als nur ein Wettbewerb: Das ESC-Rahmenprogramm
Der Eurovision Song Contest ist mehr als nur die TV-Show. Ein wichtiger Bestandteil ist das Eurovision Village – ein öffentlicher Bereich, in dem Fans zusammenkommen, Live-Auftritte genießen und die internationale Atmosphäre erleben können.
Für Graz werden bereits verschiedene Standorte für ein solches Fan-Areal diskutiert, darunter der Hauptplatz, der Augarten oder das Schwarzl Freizeitzentrum. Hier könnten neben Live-Übertragungen auch Auftritte ehemaliger ESC-Teilnehmer, steirische Kulinarik und interaktive Angebote stattfinden.
Ein weiteres Element sind die „Postcards“ – kurze Videos, die vor jedem Auftritt die Gastgeberstadt präsentieren. Für die Steiermark böten sich hier Highlights wie die UNESCO-Altstadt von Graz, das Kunsthaus, der Schlossberg, die Murinsel oder das Schloss Eggenberg an.
Fazit: Hat die Steiermark eine Chance?
Die Steiermark mit Graz als Zentrum hat durchaus gute Chancen, den Eurovision Song Contest 2026 auszurichten. Die Kombination aus kulturellem Angebot, touristischer Infrastruktur und dem Reiz eines neuen, unverbrauchten Austragungsortes spricht für die Region.
Entscheidend werden jedoch die finanziellen Rahmenbedingungen und die Lösung der logistischen Herausforderungen sein. Mit einem überzeugenden Konzept, das die Stärken der Steiermark hervorhebt und kreative Lösungen für die Herausforderungen bietet, könnte die Region im Wettbewerb der österreichischen Städte punkten.