Startseite Aktuelle Veranstaltungen in der Steiermark Brecheltag am 23.10. im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing

Brecheltag am 23.10. im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing

Eine fast schon vergessene ländliche Tradition wird am 23. Oktober im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing mit dem „Brecheltag“ zum Leben erweckt. Um aus einer Flachspflanze Leinen herzustellen, werden Arbeitsschritte wie das Brecheln benötigt, die beim Brecheltag gezeigt, erklärt und bei verschiedenen Stationen miterlebt werden können. Jung und Alt werden an diesem erlebnisreichen Tag auch verschiedene Bräuche rund ums Brecheln vermittelt, die gerne mit Neckereien eine Auflockerung in den Arbeitsalltag brachten.

von Joachim Bacher

Thementag rund ums Brecheln

  • Wo? Österreichisches Freilichtmuseum Stübing
  • Wann? 23.10.2022, 9 bis 17 Uhr
  • Kosten: regulärer Eintritt, Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren freier Eintritt

Anno dazumal: harte Arbeit – trotzdem Freude

Das Flachsbrecheln gehörte wie das Woazschälen (Maisschälen), Federnschleißen, Ölausschlagen und Dreschen zu jenen Arbeiten, die gemeinschaftsbildend waren, weil nicht nur das Hausgesinde, sondern auch die Nachbarschaft  zusammenhelfen musste. Brecheln war in früheren Zeiten für die Herstellung von Textilien des täglichen Gebrauchs nicht wegzudenken. Es war harte Arbeit, die bereits in den Morgenstunden begann. Verschiedene Bräuche brachten aber eine Auflockerung in den vorgegebenen Arbeitsrhythmus. Hauptsächlich erledigten diese Arbeit die Frauen, Burschen versuchten aber zu stören, weil sie imponieren wollten.

Schritt für Schritt: vom Flachs zum Leinen

Der Weg vom Flachsanbau bis hin zum fertigen Leinen ist eine zeitintensive Arbeit mit vielen Schritten: So wird der Flachs bereits im Sommer geerntet bzw. ausgerauft, damit dieser vor der Weiterverarbeitung noch trocknet. Das Dreschen der Flachspflanze erfolgt so lange, bis die Leinsamen aus der Kapsel fallen. Nach dem Dreschen folgt das Brecheln. Dazu zählt das Rösten des Flachses sowie das Aufbrechen („brecheln“).

Hierbei wird die harte äußere Hülle des Flachsstengels in die Brechel, ein tischhohes Holzgestell mit beweglicher Holzklinge, eingelegt und gebrechelt, bis die blonden Flachsfasern freigelegt sind. Anschließend werden die Flachsbüscherln noch durch die Hechel – ein mit spitzen Nägeln besetztes Holzbrett – gezogen, um diese von Holzteilchen und grobem Schmutz zu säubern. Die gewonnenen feinen Fasern werden nun zu einem Faden gesponnen, der schließlich zum Leinen verwebt wird.

Zeitreise für Jung und Alt

Den gesamten Weg des Flachses von der Pflanze bis zum fertigen Kleidungsstück kann man am 23. Oktober erleben. Der Flachs, der auf einem Feld im Österreichischen Freilichtmuseum angebaut, bereits ausgerauft (d. h. mit Wurzel ausgerissen) und getrocknet wurde, wird in der an diesem Tag dafür beheizten Brechelhütte aus Baierdorf bei Anger gebrechelt. Bei der Bauernschmiede wird das Hecheln und Verspinnen der Flachsfasern demonstriert, die zu Leinen gewebt werden. Auch Kinder können ihr Geschick beim Handspinnen ausprobieren sowie ihre Neugierde am bäuerlichen Leben von anno dazumal durchs Erkunden und Mitmachen an interessanten Stationen stillen. Leinsamen und das wertvolle Leinöl spielen an diesem Tag ebenfalls eine Rolle.

Wer ist die Brechelbraut?

Das hübscheste Mädchen wurde zur Zeit des Flachsbrechelns zur Brechelbraut gewählt und erhielt einen mit Bändern verzierten Tannenwipfel, den sie unter die Burschen warf. Dem Fänger war die Gunst des Mädchens gewiss. Diese Neckereien wurden nach der Arbeit mit dem Brechelmahl, Musik und Tanz belohnt. Das historische Gasthaus „Zum Göller“ freut sich mit besonderen kulinarischen Schmankerln zu diesem Tag auf alle Besucher*innen. Man darf gespannt sein, ob dann eine Brechelbraut mit ihrem Burschen dabei ist.


Beitragsbild: ÖFM/M. Steinböck-Köhler

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